Smarthlete-Story: Gabriel Huber am College in den USA

Mein Weg von Österreich zum US-Collegetennis
Mein Name ist Gabriel Huber und ich komme aus Tirol, Österreich. Seit ich denken kann, hatte ich eine Leidenschaft für Tennis. Mein Ziel war es, Profi zu werden, aber vor ein paar Jahren entschied ich mich für einen anderen Weg und begann, Collegetennis in den USA zu spielen. Ich landete an der University of Wisconsin-Madison, eine Entscheidung, über die ich jetzt unglaublich dankbar bin.
Ich begann meine Zeit dort als Student-Athlet mit einem Doppelstudium in Finanzwesen und Risikomanagement. Nachdem ich mein Bachelorstudium und meine letzte Tennissaison abgeschlossen hatte, beschloss ich zu bleiben und meinen Master-Abschluss in Finanzen zu machen. Währenddessen war ich gleichzeitig als Assistenztrainer für das Team tätig. So konnte ich auch zu diesem späteren Zeitpunkt das Studium mit Tennis vereinen. Es war auch einmal eine gute Erfahrung für mich, auf der anderen Seite des Spiels zu stehen und die Dinge aus einer neuen Perspektive zu sehen. Für mich war das der beste Abschluss meiner akademischen Laufbahn und ich bin sehr glücklich, dass ich diesen Weg gewählt habe.
Die Tenniserfahrung: Vom Einzelkämpfer zum Teamspieler
Wenn ich auf meine Zeit als Collegetennisspieler in Wisconsin zurückblicke, war das größte Highlight definitiv der Teamaspekt. Im Jugendtennis bist du auf dich allein gestellt, es ist ein Einzelsport. Aber hier machst du alles mit deinem Team – wir sind zusammen gereist, haben trainiert, gegessen und sind in die Vorlesungen gegangen. Es war eine völlig neue Erfahrung für mich, und dadurch habe ich einige meiner engsten Freunde gefunden.
Eine der größten Herausforderungen war die Anpassung an die Kultur und Denkweise hier. Tennis in den USA ist ganz anders als in Europa. Zuhause schauen dich die Leute komisch an, wenn du auf dem Platz emotional wirst. In den USA wird das gefördert! Ich musste mich daran gewöhnen, über sechs Plätze hinweg zu schreien, meine Teamkollegen anzufeuern und energischer zu sein. Das war ebenfalls ein Highlight, da es meine Sicht auf das Spiel komplett verändert hat. Meine Trainer ermutigten mich, ein Anführer zu sein und diese Energie einzubringen, was viel Spaß gemacht hat.
Der Spielstil selbst war ebenfalls anders. Generell ist Collegetennis deutlich aggressiver. Die Spieler kommen öfter ans Netz, vor allem, weil der Belag Hardcourt schneller ist. Doppel spielt eine riesige Rolle im Collegetennis, und man muss lernen, sowohl Einzel als auch Doppel gut zu spielen.
Die Balance zwischen Büchern und Rückhand
Bezüglich meiner akademischen Ausbildung war das US-System eine völlig neue Welt für mich. Die University of Wisconsin-Madison hat eines der besten Wirtschaftsprogramme der Welt – ich glaube, sie hat die meisten CEOs aller Universitäten hervorgebracht. Ich wusste nicht, was mich erwartet, aber ich war schwerstens beeindruckt von den Professoren.
Die akademische Struktur ist sehr unterschiedlich zu dem, was ich aus Österreich gewohnt war. Hier hat man zwei Zwischenprüfungen, eine Abschlussprüfung und häufig Hausaufgaben und Projekte während des Semesters. Man muss diszipliniert sein und immer dranbleiben. Zuhause hat man vielleicht nur eine große Prüfung am Ende des Semesters, für die man sehr viel lernen muss. Diese kontinuierliche Arbeitsbelastung, unter der ich in Wisconsin stand, zwang mich, mein Zeitmanagement erheblich zu verbessern.
Ein Student-Athlet zu sein, ist ein Vollzeitjob. Man hat morgens Training, nachmittags Vorlesungen und später noch mehr Training oder Workouts. Es ist ein hektischer Zeitplan, aber er lehrt dich, effizient und organisiert zu sein. Der Wettbewerb findet nicht nur auf dem Platz statt, sondern auch im Klassenzimmer. Viele Kurse werden relativ benotet, was bedeutet, dass deine Note davon abhängt, wie du im Vergleich zu deinen Klassen Kollegen abschneidest. Mein Ziel war es immer, so gut wie möglich zu sein, auch wenn das bedeutete, etwas soziale Zeit zu opfern.
Mein Sozialleben und das Campusleben
Die University of Wisconsin-Madison ist eine riesige Universität mit über 45.000 Studierenden, und anfangs kann das überwältigend sein. Aber das Team wurde sofort zu meiner Familie. Es war großartig, Teil einer so engen Gruppe zu sein. Wisconsin ist auch als große „Partyschule“ bekannt, was eine Herausforderung sein kann. Man muss diszipliniert bleiben und sich daran erinnern, warum man hier ist, besonders wenn andere Student:innen dich dazu überreden wollen, auszugehen.
Es waren die kleinen Dinge, die mein Sozialleben besonders machten. Zu den Footballspielen zu gehen, mit 90.000 anderen Leuten, oder einfach nur spätabends mit meinen Teamkollegen in der Bibliothek zu lernen, schuf unvergessliche Erinnerungen. Die Verbindung, die wir teilten, war einzigartig, weil wir alle im selben Boot saßen. Die Herausforderungen eines Student-Athleten – die frühen Morgenstunden, die harten Trainings, der Prüfungsstress – haben uns enger zusammengeschweißt. Bis heute bin ich in Kontakt mit meinen alten Teamkollegen, und es fühlt sich an, als wäre keine Zeit vergangen. Wir teilen immer noch diese besondere Bindung, die wir auf und abseits des Platzes aufgebaut haben.
Nach meinem ersten Jahr im Dorm lebte ich für den Rest meiner Zeit Off-Campus in einem Apartment mit meinen Teamkollegen. Wir hatten eine schöne Wohnung in der Nähe des Campus. Es war sehr schön, meine Teamkollegen auch außerhalb des Trainings zu sehen, sei es beim gemeinsamen Ansehen eines Basketballspiels oder einfach nur beim Abhängen. Diese Momente werde ich am meisten in Erinnerung behalten.
Wenn ich zurückblicke, würde ich meine Collegeerfahrung gegen nichts eintauschen. Es ging nicht nur um Tennis oder meinen Abschluss; es ging um persönliches Wachstum, lebenslange Freundschaften und unvergessliche Erinnerungen.